Fotografen, Hobbyfotografen und Knipser sind darin geschult, die Kameraeinstellungen so vorzunehmen, damit zur jeweiligen Situation ein gestochen scharfes Foto aufgenommen werden kann. Was aber, wenn man sich dazu entscheidet, ausschließlich unscharfe Fotos aufzunehmen, bei dem der Betrachter gezwungen ist, sich eigene Gedanken und Fantasien zur jeweiligen Szene zu machen?


Das obige Foto zeigt eine sehr abstrakte Aufnahme, bei dem die eigentliche Aufnahme (bzw. das tatsächliche Motiv) nicht mehr erkennbar ist. Aber es geht auch anders, nämlich so, dass die Szenerie durchaus erkennbar ist, nur eben nicht mehr so, wie es uns die Wirklichkeit zeigte.

Es handelt sich bei den Aufnahmen um Langzeitbelichtungen, zumindest war die Auslösezeit so lange gewählt, dass kein komplett scharfes Foto aufgenommen wurde. Als zusätzlicher Effekt wurde während der Aufnahme die Kamera noch bewegt, nach oben, nach unten, auf die Seite, schräg nach oben oder im Kreis.

Herausgekommen sind Fotos, die für den einen Betrachter wie schlecht aufgenommene Schnappschüsse aussehen. Tatsächlich handelt es sich aber um künstlerische Aufnahmen, die gewollt unscharfe Details zeigen.

Ich persönlich konnte mich erst beim zweiten Versuch mit den Aufnahmen anfreunden. Bei meinem ersten Versuch musste ich mich selbst überwinden, absichtlich unscharfe Fotos aufzunehmen. Das ist nicht leicht, wenn man ansonsten immer versucht, unscharfe Fotos zu vermeiden.

Trotzdem mag ich die Fotos. Sie zeigen einen anderen Bildstil. Einen Bildstil, der aus der Masse der täglich veröffentlichten Fotos durchaus heraussticht.

Ich habe für mich beschlossen, diesen Bildstil ab sofort in ausgewählten Situationen in Fotowalks / Fotorunden einzubauen. Aber eines ist klar: das dürfen dann nur ausgewählte Situationen sein. Langfristig sollten die Fotos natürlich scharf sein, ansonsten sieht man sich auch an unscharfen Fotos schnell ab.

Ich denke aber, dass diese Art der Fotografie insbesondere bei der Portraitfotografie und bei der Streetfotografie sinnvoll anwendbar ist. Aus der Landschaftsfotografie kennen wir diese kreative Umsetzung bereits, insbesondere wird diese häufig bei Wäldern/Baumreihen angewandt.
Die Aufnahmen sind übrigens in Garching bei München und in München entstanden. Ach, und so langsam wird es Zeit, dass es wieder wärmer wird. Das eiskalte Winterwetter mit durchgängig Minusgraden oder um die Null-Grad-Celcius habe ich so langsam satt. Der Frühling kann kommen, auch fotografisch.