Auch für Personen, die ihr ganzes Leben lang organisiert und strukturiert waren, werden viele Angelegenheiten im Alter zunehmend schwierig.
Die Vorgeschichte
Letztens war ich bei einem älteren Ehepaar zu Gast, wobei eigentlich müsste man es als Vor-Ort-Termin bezeichnen, denn eigentlich wollte ich nur einige Dokumente und Informationen persönlich abholen, damit die letzten Steuererklärungen für dieses Ehepaar erstellt werden können. Ich bin Steuerberater, nur damit jetzt keine falsche Meinung entsteht.
In der Regel holen Steuerberater nicht persönlich die Dokumente bei den Mandanten ab, wenn es um kleinere Einkommensteuererklärungen geht. Aber in diesem Fall war mir im Voraus bewusst, dass die Einkommensteuererklärungen nicht fertiggestellt werden, wenn die Dokumente nicht persönlich abgeholt werden. Zu lange wartete ich bereits auf die Dokumente und Informationen, auch hatte ich das Ehepaar hierzu mehrfach telefonisch kontaktiert und angeschrieben – immer ohne Erfolg.
Der Grund für die Situation
Wie bei älteren Ehepaaren nicht selten, wurden früher sämtliche private Verwaltungstätigkeiten immer vom Ehemann alleine organisiert, auch die ganze Dokumentenbearbeitung und Ablage. Wie das Leben leider so spielt, erkrankte der Ehemann in den letzten Jahren, wodurch das Ehepaar eher mit Arztterminen und Rehamaßnahmen beschäftigt war. Die ganze Verwaltungsorganisation blieb liegen und so stapelten sich immer mehr Dokumente überall in der Wohnung an. Die Dokumente wurden schon gelesen und wohl auch bearbeitet, aber anschließend blieben sie einfach auf Stapeln oder zwischen alten Aktenordnern (dazwischen/daneben) liegen.
Im Grunde wurde damit eine Situation erreicht, die man aus übertriebenen Fotografien kennt. Unsortierte und aufgestapelte Dokumentenberge, viele Schreiben in geöffneten und irgendwo hingelegten Briefumschlägen, aber alles unsortiert. Oder kurz gesagt:
DOKUMENTENCHAOS
Das steht aber wohl stellvertretend für viele ältere Personen, die mit fortschreitendem Alter zunehmend die Organisation ihrer Dokumente nicht mehr in den Griff bekommen. Oftmals werden die Angehörigen, insbesondere die Kinder unterstützen. Aber es gibt auch kinderlose Paare, wie unser Ehepaar in dem vorliegenden Beispielsfall. Auf meine Nachfrage, wer sie bei organisatorischen Dingen unterstützen könnte, kam nur ein ratloses Schulterzucken.
Damit stand ich nach gut zwei Stunden wieder am Ausgangspunkt. Wirklich benötigte Dokumente und Informationen für die Erstellung der letzten Einkommensteuererklärungen hatte ich nicht erhalten, noch konnte ich bei der Zusammenstellung helfen, da in den letzten drei Jahren ein Chaos entstanden ist, das zum heutigen Stand viele Stunden Aufräumen und eine ordentliche Ablage erforderlich machen.
Ich bot hierzu abschließend meine Hilfe an, da ich nicht weiß, wie das ältere Ehepaar dies noch alleine schaffen soll. Es bleibt spannend, wie es weitergeht.